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» Original und Fälschung. Neue Rechte gehen mit juristischen Mitteln gegen die linke Leo-Kofler-Gesellschaft vor

Original und Fälschung. Neue Rechte gehen mit juristischen Mitteln gegen die linke Leo-Kofler-Gesellschaft vor

von Peter Gleissler

»Hände weg von Leo Kofler!« konnte man vor einem halben Jahr in dieser Zeitung lesen. Unter dieser Überschrift berichtete Christoph Jünke, Vorsitzender der Leo-Kofler-Gesellschaft, über den kuriosen Versuch, mit Leo Kofler einen der bedeutendsten deutschen Marxisten des 20. Jahrhunderts auf rechtsaußen zu drehen. Ein Beitrag mit Folgen, denn Autor Jünke und die von ihm repräsentierte Leo-Kofler-Gesellschaft wurden daraufhin in eine juristische Auseinandersetzung gezwungen, die noch anhält.

Was war passiert? Ende 2007 hatte der Wiener Publizist Reinhard Pitsch im Namen eines nicht näher gekennzeichneten Arbeitskreises einen Band mit Kofler-Texten in dem ultrarechten Wiener Karolinger-Verlag veröffentlicht, ohne über die dazu nötigen Urheberrechte zu verfügen. Nachdem Ursula Kofler, die Witwe Koflers und Inhaberin der Rechte an dessen Werk, den Verlag daraufhin juristisch zwingen konnte, den unautorisierten Band wieder vom Markt zu nehmen, informierte Jünke mit seinem Beitrag (siehe jW vom 25. Februar 2008, in einer Langfassung auf der Homepage der Gesellschaft leo-kofler.de erschienen) die Öffentlichkeit über diesen Streit. Ausführlich ging er dabei auf das sich um den Karolinger-Verlag herum gruppierende Netzwerk von Ultrarechten und Ex-Linken um Pitsch ein. Vehement wehrte sich Jünke auch gegen die Uminterpretation Koflers zu einem antilinken Nationalisten und referierte die von Pitsch und anderen benutzten Manipulationen und Verfälschungen des Koflerschen Werkes. »Hier soll«, schrieb er, »ein marxistischer Gesellschaftstheoretiker und revolutionär-sozialistischer Humanist zum konservativen Kulturkritiker und zynisch-elitären Anti-Linken umstilisiert und für die zeitgenössische ultrarechte Ideologieproduktion aufbereitet werden.«

Die Antwort der solcherart Angegriffenen kam schließlich auf dem Anwaltsweg. Zusammen mit seinem langjährigen Mitstreiter Stefan Dornuf verwickelte Pitsch sowohl die Kofler-Gesellschaft wie auch Jünke in bislang vier juristische Verfahren. Sie sahen sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. In den 90er Jahren hatten Pitsch und Dornuf die Witwe des ostdeutschen linken Philosophen Wolfgang Harich in eine vergleichbare juristische Auseinandersetzung gezogen. Wie zur Bestätigung der Jünkeschen Vorwürfe nahmen sie sich als gemeinsamen juristischen Beistand den Düsseldorfer Rechtsanwalt Björn Clemens, lange Jahre führender Funktionär der ultrarechten Republikaner und heute ein in der gesamten extremen Rechten vielgefragter Redner.

Die Zwischenbilanz dieser juristischen Auseinandersetzung ist durchwachsen: Drei der bisher vier von Dornuf und Pitsch angestrengten Verfahren sind zwar klar zugunsten der Beklagten ausgegangen, das vierte Verfahren jedoch nur unvollständig, weil das Gericht eine für die eigentliche Sache an sich nebensächliche Aussage Jünkes monierte. Ein weiteres, von Jünke gegen Pitsch angestrengtes einstweiliges Verfügungsverfahren ist dagegen in erster Instanz partiell verlorengegangen. Eine teure Angelegenheit, denn sowohl der Kofler-Gesellschaft als auch Jünke sind massive Anwalts- und Gerichtskosten entstanden – die auch bei einem erfolgreichen Berufungsverfahren nur teilweise geltend gemacht werden können –, dass sich die Gesellschaft in ihrer Existenz bedroht sieht und zu einer Spendenkampagne aufgerufen hat. Zumal Pitsch bereits weitere Klagen und Veröffentlichungen angekündigt hat.

Die Kofler-Gesellschaft hat eine Dokumentation der bisherigen Auseinandersetzungen herausgegeben. Das neue Mitteilungsheft der Gesellschaft ist dem Thema »Leo Kofler und die neue Rechte« gewidmet.

 

  • Das Mitteilungsheft »Leo Kofler und die Neue Rechte« kann für 5 Euro (inklusive Porto) bei der Leo-Kofler-Gesellschaft e.V. bestellt werden: c/o Uwe Jakomeit, Ruhrstr.29, 58452 Witten, oder zentrale@leo-kofler.de
  • Solidaritätsspenden erbittet die Kofler-Gesellschaft auf das Sonderkonto: Uwe Jakomeit; Stichwort »Prozesskosten Dornuf/Pitsch«; Kontonummer: 300679537 bei der Sparkasse Witten BLZ: 45250035